Nachwuchsgruppenleitung

Mit der Einführung erster Programme zur Etablierung von Nachwuchsgruppenleitungen Ende der 1990er-Jahre wurde für herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Postdoc-Phase ein weiterer Qualifizierungsweg zur Professur geschaffen. Die jeweiligen Programme sind entweder an außeruniversitären Forschungseinrichtungen angesiedelt oder unterstützen die Anbindung der Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter an eine Universität.

Die ausschließlich durch Drittmittel finanzierten Qualifizierungsstellen zeichnen sich durch eine professorenähnliche Autonomie in der Gestaltung von Forschung und Lehre aus. Promovierte Forscherinnen und Forscher können durch die Leitung einer eigenen Nachwuchsgruppe, die in der Regel über fünf Jahre gefördert wird, schon sehr früh die erforderlichen Voraussetzungen für die Berufungsfähigkeit erwerben. Die Nachwuchsgruppenleitung bietet ein hohes Maß an Forschungsfreiheit und eine gute finanzielle Ausstattung der Forschungsgruppe.

Die Bewerbung auf eine solche Stelle erfolgt durch die Nachwuchswissenschaftlerin bzw. den Nachwuchswissenschaftler selbst. Meist werden zwei bis vier Jahre Forschungserfahrung nach der Promotion vorausgesetzt – oftmals auch international – sowie der frühe Nachweis der eigenen wissenschaftlichen Exzellenz. In der Regel können die Forscherinnen und Forscher für die Angliederung ihrer Nachwuchsgruppe selbst eine Hochschule oder Institution auswählen. Dies ermöglicht es den Geförderten mit der gewählten Einrichtung nicht nur über ihre Ausstattung sondern auch über ihre Rechte und Pflichten sowie ggf. ihren Status (wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Juniorprofessorin bzw. -professor) innerhalb der Hochschule zu verhandeln. Zu den Verhandlungsgegenständen gehören z. B. das Promotionsrecht und – sofern keine Lehrverpflichtung gegeben ist – die Lehrerlaubnis. Mitunter stellen die Fördereinrichtungen den Geförderten hierfür Vorlagen zur Verfügung, die wichtige Regelungstatbestände nennen.

Eine Tenure track-Option ist bislang noch selten, die Berufungsaussichten auf eine Professur sind jedoch sehr gut, wie die Evaluation bei Geförderten des Emmy Noether-Programms und der VolkswagenStiftung zeigt.